Brecht (1/2) Die Liebe dauert oder dauert nicht

Mo, 12.05.  |  23:15-0:45  |  NDR
Untertitel/VT Hörfilm/AD Stereo  2019

BRECHT, der Film in zwei Teilen von Heinrich Breloer. Sein neues Dokudrama führt das Leben des meistgespielten deutschen Dramatikers des 20. Jahrhunderts in all seinen Widersprüchen, Ambivalenzen und Brüchen vor - und erhellt von da aus sein Schaffen auf überraschende Weise neu.

Die Rolle des jungen Brecht spielt Tom Schilling; Burghart Klaußner hat die Rolle Brechts in den Nachkriegsjahren übernommen. In weiteren Hauptrollen spielen Adele Neuhauser und Lou Strenger als Helene Weigel in jungen und späteren Jahren, Trine Dyrholm als Brechts dänische Geliebte und Mitarbeiterin Ruth Berlau, Mala Emde als Paula Banholzer, Brechts erste Liebe, und viele andere prominente Schauspielerinnen und Schauspieler.

Der Film holt Brecht aus dem „Klassikerverlies" (Der Spiegel), und macht ihn neu zugänglich. Vor allem zeigt er, dass die Fragen, die Brecht umtrieben, nach wie vor hochaktuell sind, und seine Stücke wie die Lebensgeschichte dahinter uns heute noch angehen. Es sei „das Recht auf den Zweifel, auf das Denken in Widersprüchen und das Beharren auf der Vernunft", so Heinrich Breloer, das Brecht immer wieder eingefordert hat und das uns gerade jetzt in verunsicherter Zeit erneut als Maßstab dienen kann. Breloers Film ist auch ein Plädoyer für die Kraft der Kunst und was sie an Neugier, Erkenntnis und Veränderungslust in den Köpfen der Menschen freisetzen kann: anspruchsvoll und formend im besten Sinne.

Bereits Ende der 1970er Jahre hatte sich Heinrich Breloer mit einer Fernsehdokumentation der Figur Brecht angenähert und dafür viele Gespräche mit Zeitzeugen geführt. So konnte er sogar noch mit Brechts erster Liebe Paula Banholzer, mit seinen Mitschülern und Jugendfreunden sprechen. Für den aktuellen Film kamen zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern und Wegbegleitern Brechts aus den letzten Jahren hinzu. Zusammen mit dokumentarischem Material aus den Archiven und intensiven Recherchen vervollständigen sie Breloers Film in zwei Teilen zum eindringlichen Doku-Drama, das Brechts Prinzipien des epischen Theaters bis hinein in die Erzählweise ernst nimmt und die Zuschauer zum kritischen Mitdenken auffordert.

 

Paula Banholzer (Mala Emde) zieht mit Brecht (Tom Schilling) den gemeinsamen Sohn Frank in einem kleinen Wagen hinter sich her. Bild: Sender / WDR / Stefan Falke
Paula Banholzer (Mala Emde) zieht mit Brecht (Tom Schilling) den gemeinsamen Sohn Frank in einem kleinen Wagen hinter sich her. Bild: Sender / WDR / Stefan Falke
Er will alles, und am liebsten auf einmal. Bertolt Brecht zeigt schon in jungen Jahren nicht nur privat, sondern auch als Schriftsteller ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Er sieht sich selbst als Nachfolger der großen deutschen Dichter. Der erste Teil des TV-Zweiteilers über das Leben des deutschen Dramatikers zeigt diesen in jungen Jahren, vor dem historischen Hintergrund des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Neben fiktionalen Szenen sind auch Interviews mit Mitarbeitern und Wegbegleitern Brechts sowie dokumentarisches Material aus den Archiven Teil des Doku-Dramas.

"Ich bin der letzte Dichter der deutschen Sprache, das letzte deutsche Genie." Er scheint an Größenwahn zu leiden, der kränkelnde, freche und zugleich schüchterne, vor allem aber sehr begabte Gymnasiast Eugen Berthold Brecht aus Augsburg. Und er hat eine Mission: "Ich werde der Welt zeigen, wie sie ist, aber wie sie wirklich ist." So verkündet er es seinen Freunden, Freundinnen und Bewunderern, und sie glauben es ihm. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und auf dem liegen viele Steine. Zuerst gestolpert wäre er fast über einen Schulaufsatz. "Es ist süß und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben" - so steht es an der Tafel, und dazu sollen die Schüler sich bekennen. Lebensgefährlicher Unsinn, befindet der Schüler Brecht: "Der Abschied vom Leben fällt immer schwer, im Bett wie auf dem Schlachtfeld." So viel materialistische Frechheit lässt den Konrektor toben, Brecht entgeht nur knapp einem Schulverweis.

Darsteller:
Burghart Klaußner (Berthold Brecht (1947-1956))
Mala Emde (Paula Banholzer)
Leonie Benesch (Elisabeth Hauptmann)
Friederike Becht (Marianne Zoff)
Tom Schilling (Berthold Brecht (1916-1933))
Franz Hartwig (Caspar Neher (1916-1933))
Anatole Taubmann (Ernst Josef Aufricht)
Lou Strenger (Helene Weigel (1927-1933))
Regie: Heinrich Breloer
Kamera: Gernot Roll
Buch: Heinrich Breloer
Musikalische Leitung: Heinrich Breloer

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Sendetermine
Brecht (1/2)

Mo, 12.05. um 23:15
Di, 13.05. um 00:45

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