Antonina Tschaikowski Spielfilm Frankreich/Russland 2022
Mo, 12.05. | 22:15-0:30 | ARTE
Film, 2022
Kirill Serebrennikov inszeniert mit „Antonina Tschaikowsky“ ein intensives Drama über toxische Beziehungen und die gesellschaftlichen Zwänge, die sie nähren.
Antonina Miljukowas Leben ändert sich schlagartig, als sie die Musik Tschaikowskys hört: Sie verfällt dem Komponisten, schreibt ihm leidenschaftliche Briefe und drängt ihn schließlich zur Heirat. Für Tschaikowsky, der im zaristischen Russland seine Homosexualität verbergen muss, kommt dies wie gerufen: Er sieht die Ehe als Möglichkeit, seinen guten Ruf zu wahren.
Die ersten Tage ihrer Beziehung sind von Hoffnung geprägt, doch bald zeigt sich die bittere Realität: Tschaikowsky empfindet keine Liebe für Antonina und behandelt sie zunehmend abweisend. Seine Launenhaftigkeit und seine Unfähigkeit zur Nähe treiben sie an den Rand der Verzweiflung. Als er eines Nachts versucht, sie zu erwürgen, flieht er am nächsten Morgen nach Sankt Petersburg und lässt sie allein zurück.
Antonina verlässt ebenfalls die eheliche Wohnung, um ihre Familie bei Kiew zu besuchen, bleibt aber besessen von der Idee, ihn zurückzugewinnen. Ihre Versuche - bis hin zur Anwendung von Hexerei - scheitern jedoch kläglich. Während Tschaikowsky endgültig mit ihr abschließen will, beginnt sie eine Beziehung mit ihrem Anwalt Schlykow und bekommt drei Kinder mit ihm. Doch Stolz und Eigensinn, vielleicht auch tiefes Gefühl lassen sie an Tschaikowsky festhalten; mit fatalen Folgen.
Kirill Serebrennikov erzählt in „Antonina Tschaikowsky“ die tragische Geschichte einer Frau, deren obsessive Liebe sie in den Wahnsinn treibt. Mit einer beeindruckenden visuellen Gestaltung und intensiven Charakterstudien beleuchtet der Film nicht nur die zerstörerische Dynamik einer unglücklichen Ehe, sondern auch die gesellschaftlichen Zwänge des 19. Jahrhunderts, die beide Protagonisten gefangen halten.
Kirill Serebrennikov zählt zu den renommiertesten Regisseuren Russlands und wird für seine mutigen Inszenierungen in Theater und Film gefeiert. Mit „Antonina Tschaikowsky“ knüpft er an seine vorherigen Arbeiten an, komplexe Charaktere und gesellschaftliche Konflikte eindringlich darzustellen. Der Film entstand unter schwierigen Bedingungen: Serebrennikov verfasste das Drehbuch während eines 18-monatigen Hausarrests, verhängt durch ein Moskauer Gericht wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder, was er stets bestritten hat. Der Film lief 2022 in Cannes im Wettbewerb und war für die Goldene Palme sowie die „Queer Palm“ nominiert. Kirill Serebrennikov lebt seit 2022 in Deutschland im Exil.
Darsteller:
Alyona Mikhaïlova (Antonina Miljukowa)
Odin Lund Biron (Peter Tschaikowsky)
Filipp Avdeev (Modest/Anatol Tschaikowsky)
Aleksandr Gorchilin (Brandukow)
Nikita Elenev (Kotek)
Natalya Pavlenkova (Olga Nikaronowna)
Ekaterina Ermishina (Lisa)
Vladimir Mishukov (Schlykow)
Regie: Kirill Serebrennikov
Drehbuch: Kirill Serebrennikov
Kamera: Vladislav Opelyants
Musikalische Leitung: Daniil Orlov
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